Zwillinge - Doppelter Familienzuwachs
Liebe Dani,
klasse, dass ich ein Interview mit Dir zu Deinem Alltag als Zwillingsmami führen darf.
1. Zunächst ein mal, wie war eure erste Reaktion, als der Frauenarzt euch mitteilte ihr würdet Zwillinge bekommen?
Ganz ehrlich … ich war wenig überrascht, zumindest im ersten Moment. Wir mussten ein wenig mit Hormonen nachhelfen, um schwanger zu werden. Ich musste regelmäßig zum „Eier gucken“, also zum Ultraschall um zu sehen, ob ich sprungfähige Eier habe. Da wurde mir vom Arzt schon mitgeteilt, dass zwei Eizellen reifen würden. Des Weiteren haben wir einige Zwillinge in der Familie und laut Bauernregel waren wir wohl an der Reihe.
Der Schock kam ein paar Tage später, als wir das Ausmaß realisiert haben. Zu der Zeit hatten wir nur einen kleinen Renault Clio und in unserem Haus war nur ein Kinderzimmer. Also hieß es relativ schnell: neues Auto kaufen, Büro/Kinderzimmer und Schlafzimmer renovieren und tauschen.
2. Wie hat die Familie bzw. haben die Freunde reagiert?
Es haben sich alle sehr für uns gefreut. Natürlich kamen auch solche Sprüche wie: „Oh, mein Gott - Zwillinge“ aber dies legte sich recht schnell, da wir ja einige Zwillinge in der Familie haben. Auch bei den Freunden war die Freude groß.
3. Welche Herausforderungen habt ihr stemmen müssen im Hinblick auf die Ausstattung für die Babys?
Wir brauchten alles doppelt. Bei sogenannten „Einlingen“ kann man ja ggf. noch auf die Geschwisterausstattung zurückgreifen. Dies war bei uns ja nun nicht der Fall. Da im Verhältnis nicht so viele Zwillinge geboren werden, sind auch spezielle Zwillingsausstattungen um einiges teurer und ebenso schwieriger gebraucht zu kaufen.
4. Wie hast du die Schwangerschaft und die Geburt empfunden?
Ich hatte eine traumhafte Schwangerschaft, keine Übelkeit, keine Wassereinlagerungen etc. Die Geburt war etwas holprig. In der 34. Schwangerschaftswoche bin ich, wegen Ausfallserscheinungen im linken Bein, mit meinem Mann in die Klinik gefahren. Da stellte sich heraus, dass diese Ausfallerscheinungen Wehen waren. Bei den folgenden Untersuchungen stellte sich heraus, dass mein zweit geborener Sohn quer liegt und das die Herztöne nicht optimal waren. Dann musste es ganz schnell gehen und die Jungs wurden 1 ½ Stunden, nachdem ich in der Klinik angekommen war, per Notsectio auf die Welt gebracht. Ich hatte eine Spinalanästhesie und konnte zum Glück einiges mitbekommen (trotzdem fühlte es sich an, wie in einem schlechten Film 😉 .
Mir wurden die Kinder kurz über den Vorhang gehalten und dann waren sie auch schon auf der Intensivstation. Das war für mich natürlich nicht einfach. Mein Mann ist dann ebenso gleich mit auf die Intensivstation gegangen. Zum Glück war meine Mutter nach der OP für mich da. Erst 6 Stunden nach der OP durfte ich, im Rollstuhl, endlich zu meinen Kindern. Die Jungs waren dann noch 1,5 Wochen auf der Intensivstation und anschließend waren wir zusammen noch 5 Tage auf der Kinderstation.
5. Habt Ihr Euch Hilfe und Unterstützung seitens der Familie, Freunden oder Institutionen geholt?
Auf unserem Grundstück ist eine alte Tischlerei mit 150 qm². Als wir erfahren haben, dass ich schwanger bin, haben meine Eltern angefangen, die Tischlerei für sich auszubauen. So wohnen wir auf einem Mehrgenerationengrundstück. Meine Mutter ist Frührentnerin und mein Vater ist selbstständig mit freier Zeiteinteilung. So hatten wir ausreichend Unterstützung. Außerdem bin ich in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr zum Zwillingstreffen in das Geschwister- Scholl- Haus in Lüneburg gegangen. Da habe ich viele Tipps und Hilfe bei Fragen erhalten.
6. Was kannst Du uns über den Alltag mit zwei kleinen Babys erzählen?
Ich glaube, dass es keinen großen Unterschied zu nur einem Kind gibt. Unsere Kinder waren vom Krankenhaus (Intensivstation) her „getacktet“, dass heißt sie haben in den ersten Monaten alle 4 Stunden Hunger gehabt und waren auch sonst recht „pflegeleicht“. In der Breizeit hatte ich Unterstützung von meinen Eltern bzw. meinem Mann.
Man lernt aber schnell, sich mit der Situation zu arrangieren. So haben wir die Jungs in die Wipper gesetzt und mit Hilfe von Handtüchern die Flasche gefüttert. Immer zeitgleich. Ich persönlich stelle mir das Leben mit 2 unterschiedlich alten Kindern schwieriger vor. Wenn das erste Kind anfängt zu laufen und man dann hochschwanger ist.
7. Welche Vorteile bedeutet ein Zwillingspärchen oder welche Schwierigkeiten hattet ihr?
Sie sind nie alleine!!! Zwillinge spielen viel zusammen und man muss nicht ein Kind permanent beschäftigen. Unsere Jungs passen gegenseitig auf sich auf. Man merkt, dass sie eine ganz besondere Bindung zueinander haben.
8. Habt Ihr Nachteile als Familie mit Zwillingen erfahren z.B. im Hinblick auf Elternzeit/Elterngeld/Kosten Kita etc.?
Man hat Anspruch auf ein "wenig" mehr Mutterschutz. Also, 6 Wochen vor der Schwangerschaft und 12 Wochen nach der Geburt.
Naja, was soll man sagen. Es gibt nur ein normales Elterngeld mit einem Zuschuss von 300€ Geschwisterbonus. Die Elternzeit kann man theoretisch auf 6 Jahre verlängern, bekommt aber wie bei einem „Einling“ auch nur ein bzw. zwei Jahre Geld. Da spart der Staat natürlich viel Geld. Wenn es aber ums bezahlen geht, wie z.B. Tagesmutterkosten, dann zählen sie als zwei vollwertige Kinder.
9. Möchtet ihr noch weitere Kinder bekommen?
Nein. Zwischendurch hatten wir immer mal den Gedanken vielleicht ein drittes Kind zu bekommen. Haben uns aber dagegen entschieden. Wir sind vollends ausgelastet und glücklich mit den Jungs.
Vielen Dank für das Interview!
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