Schwanger in der Corona-Krise

Schwanger in der Corona-Krise

Liebe Nicole,

ich freue mich Dir ein paar Fragen zum Alltag einer Schwangeren in der Corona-Zeit stellen zu können.

Zunächst ein Mal herzlichen Glückwunsch, in welchem Monat bist du denn und wann ist der voraussichtliche Geburtstermin?
Hey Christiane,
danke für die Glückwünsche, wir freuen uns sehr! Ich bin derzeit in der 28. Woche, also im 8. Monat. (Stand 7.5.2020). Der ET wurde für Anfang August errechnet.

2. Hast du bereits Kinder, wenn ja wie viele?
Ja, wir haben 2 Kinder. Mein Sohn ist 4 und meine Tochter 2 Jahre alt.

3. Deine Kinder sind ja derzeit zu Hause, weil die Kitas geschlossen sind, welche Herausforderungen musst du im Moment stemmen? Hast du Untertsützung seitens der Familie oder Freunde?
Genau, wir bestreiten jetzt seit 8 Wochen den Krippen- und Kitalltag zu Hause. Da bin ich besonders gefordert, ich bin Mutter, Hausfrau, Erzieherin, Spielgefährte, Köchin, Putzfrau, Organisatorin in einer Person. Da komme ich manchmal schon sehr an meine Grenzen. Gerade, weil ich durch die Schwangerschaft körperlich und z.T. geistig 🙂 nicht mehr so fit bin.

Bis vor einer Woche konnte mich mein Mann wenigstens im 14-tägigen Wechsel unterstützen. Seit dieser Woche ist er wieder voll im Berufsleben eingespannt. Und Unterstützung von außen war ja bis vor ein paar Tagen nicht zulässig.

4. Hast du trotz Corona-Beschränkungen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen? Gibt es da Besonderheiten?
Ja, meine Vorsorgetermine finden regelmäßig, wie vorgesehen, statt. Es gibt gewisse Schutzmaßnahmen, die eingehalten werden müssen. Verzicht auf Händeschütteln, Tragen von Nasen-Mundschutz-Masken, Hände waschen / desinfizieren beim Betreten und Verlassen der Praxis/Klinik, Abstandsgebot von mind. 1,5m zur nächsten Person. Und leider dürfen mich in dieser Zeit mein Mann und unsere Kinder nicht begleiten. Man merkt, dass die umgebenden Personen, wahrscheinlich auch ich selbst, sich verhaltener Benehmen. Der Körperkontakt und Aufenthalt wird aufs Wesentliche beschränkt. Ist ja auch zu Verstehen. Aber, ich muss sagen, dass ich mir bisher nie "Nicht Willkommen" vorgekommen bin.

5. Hebammen sind ja im Moment schwer zu bekommen. Hast du schon eine gefunden?
Ich bin froh, dass ich mich frühstmöglich um eine Hebamme bemüht habe.
Ja, wir haben eine sehr nette Hebamme für die Wochenbettbetreung gefunden.
Sie steht momentan gern zur telefonischen Beratung für uns zur Seite.

6. Weißt du bereits in welchem Krankenhaus du entbinden wirst und ob dein Mann dabei sein kann? Welche Ängste hast du eventuell im Hinblick auf die Geburt?
Ich hatte in einer nahegelegenen Klinik meinen Termin zum Organultraschall. Dort bin ich jetzt als Patientin registriert und für die Geburt vorgemerkt.
Wir wollten uns eigentlich bei den Infoveranstaltungen rund um die Geburt ein Bild von einer weiteren Klinik machen. Aufgrund der derzeitigen Lage finden diese Veranstaltungen verständlicher Weise leider nicht statt. Ich kann jederzeit in der Klinik vorstellig werden und bei Fragen mich auch auf der Station mit den Hebammen telefonisch in Verbindung setzen.

Derzeit könnte mein Mann im Kreissaal bei der Geburt dabei sein. Sobald es aber auf die Station geht, sind jegliche Besuche untersagt. So der Stand der Dinge.
Wir hoffen aber, dass sich die Lage bis zur Geburt wesentlich entschärft hat und wir, wie auch bei unseren anderen Kindern, die Geburt und die Zeit auf der Station gemeinsam genießen können. Es gäbe dann auch die Möglichkeit ein Familienzimmer zu bekommen. So dass wir ungestört, auch für alle anderen 🙂 unser Glück genießen könnten.

Meine große Sorge ist die, dass meine Mama nicht zu uns reisen darf, um auf unsere beiden anderen Kinder aufzupassen, wenn es mit der Geburt losgeht. Sie wohnt in Brandenburg und wir in Bayern. Wir sind erst im Herbst hergezogen und sind gerade  dabei uns ein neues, soziales Netzwerk / Umfeld zu schaffen. Die aktuelle Lage macht die Sache nicht einfacher. Da ja bis vor kurzem jeglicher Kontakt untersagt war.
Bei meiner Mama sind wir uns einfach sicher, das die zwei Kids gut versorgt wären und vor allem, sie auch ihre Oma voll und ganz akzeptieren würden.
Wenn das nicht klappen sollte, wäre es wahrscheinlich, dass mich ein Rettungswagen allein ins Krankenhaus fahren müsste, damit mein Mann auf die Kinder aufpassen kann.

7. Kannst du die Schwangerschaft genießen oder hast du mehr Sorgen, als in den anderen Schwangerschaften?
Klar genieße ich die Schwangerschaft, zwar anders als die erste, weil ich als Mama an allen Ecken und Enden, zu jeder Zeit gefordert werde. Und gerade jetzt, wo ich eh total eingebunden bin, ist es schwierig sich „nur“ auf die Schwangerschaft zu konzentrieren. Was mit schon vorhandenen Kindern ja eh nicht machbar ist.

Ich versuche mir immer mal wieder kleine Momente der Entspannung freizuschaufeln. Aber im Prinzip habe ich die Abende ab 20.30h zur freien Verfügung. Zumindest kann ich dann die Beine lang machen und entspannen. Theoretisch, praktisch nicht immer.
Es gibt genug, was unter Tag auch liegen bleibt. Wozu man mit Kinder nicht kommt. Ich schaufle mir auch schon tagsüber immer mal wieder Zeit für Haushalt - im großen Sinne, frei. Erledigungen außer Haus, gehen eh nur, wenn mein Mann zu Hause ist. Denn wir nehmen die Kinder derzeit nicht zum Einkaufen mit.

Als die Kinder in der Kita waren, habe ich solche Dinge rund um den Haushalt am Vormittag erledigt. Ich habe mir auch eine Mittagsruhe gegönnt. Und hatte somit am Nachmittag Zeit mit den Kindern etwas zu machen.
Direkt Sorgen mache ich mir nur dahingehend, dass ich hoffe, wir bleiben alle gesund und fit. Und die Schwangerschaft verläuft normal wie geplant ab. Ebenfalls wäre es schön, dass wir immer wieder Momente für den gemeinsamen Genuss finden können!

8. Fühlst du dich seitens der Politik ausreichend geschützt oder unterstützt? Wenn nicht, warum?
Naja, geschützt ist schwierig. Es wird ja auch an die eigene Vernunft appelliert und an den normalen Menschenverstand. Und ich / wir verhalten uns lieber zurückhaltender, als zu forsch. Auch wenn die Auflagen gut gelockert worden sind, möchten wir nicht gleich in die Vollen gehen. Ich könnte mir, trotzt erheblicher Erleichterung, nicht vorstellen unsere Kinder „morgen“ wieder von 0 auf 100 in die Kita zu bringen. Ich hätte kein gutes Gefühl dabei. Die Kinder, besonders der Große, bräuchten es total, aber sie sind sich dem Ernst der Lage nicht bewusst und verhalten sich halt wie Kinder - zügellos, ohne Nachzudenken, einfach drauf los, endlich wieder Spielen, Toben und ausgelassen
mit den Freunden in der Kita sein.

Ich denke, wenn man will, wird man auf allen möglichen Plattformen gut informiert, aber man kann sich auch verrückt machen lassen. Man muss halt schauen, den eigenen Horizont nicht zu verlieren und mit seinen geschärften Sinnen durch die Welt zu
gehen, mit einem Gespür für das "Nichts" da draußen. Sich nicht verrückt machen zu lassen und so gut es geht die Kinder und sich selbst zu schützen und nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen...

Vielen Dank für das Interview!

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