Frühstückstreff mit Kindern - entspannt oder im Stress?
Oft suchen frisch gebackene Muttis den Kontakt zu Gleichgesinnten, ob nun per Krabbelgruppe oder Treffen mit dem Rückbildungskurs. Eltern freuen sich mal auf einen Tapetenwechsel und gerade beim ersten Kind über den Austausch mit anderen Familien.
Doch manchmal bietet so ein Frühstückstreff zwar viel Abwechslung, bringt aber den ein oder anderen Stressfaktor mit sich. Das habe ich selber zu oft schon erlebt und dabei sieht man sich mit ganz unterschiedlichen Problemen konfrontiert, je nach Charakter und Temperament des Kindes.
Hier möchte ich mal humorvoll und etwas übertrieben ein fiktives Frühstückstreffen von Eltern beschreiben und dabei auf die unterschiedlichen Charaktere der Kinder eingehen.
Bitte nicht ganz so ernst nehmen, aber bestimmt könnt Ihr doch die ein oder andere Situation wiedererkennen.
Das Entdecker-Kind
In diese Kategorie könnte man wohl meine Kinder zuordnen. An einem Mittwochmorgen trifft sich mein Rückbildungkurs zu einem Eltern-Frühstück bei einer der Mamis zu Hause. Die Kids sind ca. 6 bis 14 Monate alt.
Ich war froh, dass das Frühstück um 10 Uhr beginnt, so konnte meine 11 Monate alte Tochter noch auf dem Hinweg ihren Vormittagsschlaf machen. Nicht immer passen die Uhrzeiten der Mamis in meinem Kurs zusammen. Die einen stehen früh auf, die anderen spät, da ist es manchmal schwer einen Termin zu finden. Da auch die Stillzeiten noch mit beachtet werden müssen.
So, nun aber kurz nach 10 Uhr endlich angekommen. Meine Tochter Irena - noch halb schlafend - samt MaxiCosi und einer prall gefüllten Wickeltasche auf meine 2 Arme, Hände, Schulter verteilt - warum haben Mütter eigentlich nicht mehr Arme?
Ein Glück kam gerade schon Ines mit ihrem kleinen Sohn Elias an, ich hätte keine Hand mehr frei gehabt für die Klingel und natürlich regnete es heute mal wieder.
Die Tür wurde geöffnet und Kathrin (Jonas Mami) öffnete uns freudestrahlend die Tür. Immer wirkt sie entspannt und fröhlich, da komme ich mir immer komplett unentspannt und gestresst vor.
Ich war das erste Mal bei ihr zu Hause, sie wohnte in einem Einfamilienhaus in einem Neubauviertel in Lüneburg. Der Flur war schön hell und freundlich. Doch da traten mir schon die ersten Stressperlen auf die Stirn. Die Treppe nach oben hatte keinen Treppenschutz. Beim Ausziehen sprach ich Kathrin darauf an.
„Ach, den brauchen wir noch nicht. Jonas geht nie alleine die Treppe hoch. Das haben wir ihm verboten und da hält er sich auch dran.“ strahlte Kathrin.
Mhm, okay, bei meiner Tochter war ich mir sicher, dass das Verbot nicht beachtet werden würde. So froh, war ich dann über die Tür zwischen Flur und Wohnzimmer und hoffte sie möge verschlossen bleiben.
Nach und nach trudelten alle 7 Mamis mit ihren Kindern ein und versammelten sich im Wohnzimmer um den Esstisch herum, der schon prall gefüllt war mit leckerem Essen und frischem Tee bzw. Kaffee. Während Kathrin die Gäste bewirtete spielte ihr Sohn Jonas (16 Monate) ganz ruhig und entspannt in der Ecke mit seinen Baufahrzeugen.
Als ich mich an den Tisch setzte und mir gerade einen Kaffee eingoss und einmal durchatmen wollte, wachte meine Tochter Irena auf, reckte sich und begann zugleich an zu meckern. Schnell aus dem MaxiCosi gefischt, setzte ich sie zu mir an den Tisch. Nun begann der erste stressvolle Moment, das richtige Essen für das Kind auswählen. Was sie gerne aß, aber nicht allzu große Schweinerein machte. Melone wie lecker, und Brezeln. Na, da waren die nächsten 10 Minuten erstmal entspannt.
Gut, die Melone rutsche mehrmals aus der Hand, hinterlies kleine rosa Flecken auf der Kleidung und der schönen Tischdecke mit Blümchen. Welche Eltern von Kleinkindern hatten denn bitte noch Tischdecken? Dachte ich. Natürlich versuchte Irena an der Decke zu ziehen, sie zu knicken und ihre Hände darunter zu verstecken. Sie hatte sichtlich ihren Spaß. Neben mir saß Maria mit ihrer Tochter Ayla. Die Kleine war gerade 9 Monate geworden und fand das Spiel meiner Tochter sehr interessant und begann ebenfalls mit der Tischdecke zu spielen. Worauf ihre Mami nur kurz mit dem Kopf schüttelte und meinte:
„Ach, meine süße Ayla, musst du dir wieder von anderen Kindern Unsinn abgucken?“
Auch Kathrin blickte ab und zu etwas nervös zu mir rüber, um zu prüfen, ob die Tischdecke von uns nicht schon zerrissen worden war.
Nach 14 Minuten war dann meine Tochter auch schon fertig mit dem Essen und ich setzte sie erleichtert auf dem Boden ab, in der Hoffnung, sie würde sich den meisten anderen Kindern anschließen und in der Spieleecke friedlich mit dem Spielzeug spielen. Immerhin kannte sie das Meiste noch nicht.
Die Ruhe hielt gerade mal 20 Minuten an. Dann ging Irena auf Entdecker-Tour im Wohnzimmer. Erstes Ziel - Blumentöpfe - ach wie schön doch die Blumenerde war. Und die bunten Blümchen - kann man die abreißen und in den Mund stecken?
Hektisch zog ich sie von einem Blumentopf nach dem anderen weg und versuchte sie mit den Bauklötzen abzulenken. Doch die Schubladen der Kommode und die Deko auf den Fensterbänken waren viel interessanter für meine kleine Maus.
„Mensch Kathrin, hast du keine Angst, dass Jonas deine schöne Deko kaputt macht?“ fragte ich vorsichtig.
„Ach neee. Der geht da nicht ran. Er ist froh, wenn er in seiner Spieleecke seine Ruhe hat. Da kann er sich sehr lange beschäftigen.“
Ich habe von solchen Kindern schon oft gehört, doch wollte ich es ehrlich gesagt nicht glauben, bis ich es selber sah.
Nachdem Irena das Wohnzimmer ein Mal durch inspiziert hatte, erregte etwas Neues ihre Aufmerksamkeit. Die offene Tür zum Flur. Geschlossen war sie leider selten - Kinder mussten gewickelt werden - gestillt oder die Muttis auch mal auf die Toilette gehen. Ein Lächeln trat auf Irenas Lippen und eines der wenigen Wörter, die sie sprechen konnte kam hervor: "Treppe!“
Und schon stürmte sie auf ihren wackeligen Beinchen los und erklamm die Treppe.
Na gut, sagte ich mir. Lass sie doch ein, zwei mal die Treppe rauf und runter krabbeln. In rückengeplagter Haltung krackselte ich mit ihr ganze 5 mal rauf und runter, bis ich sie endlich dazu überreden konnte mal wieder an den Tisch zu gehen und eine Kleinigkeit zu essen. Durchschnaufen und nun war es mir auch egal, was die Kleine mit der Tischdecke machte. Hautpsache sitzen;)
Das Klammeräffchen
Jeder kennt das Phänomen der Klammeräffchen-Kinder. Sie sind einfach nur froh, wenn sie auf dem Schoß der Mami oder des Papis sitzen dürfen und verbleiben dort gerne die ganze Frühstücks-Zeit. Völlig gestresst und durchgeschwitzt beneidete ich oft diese Eltern. Doch auch dieses Verhalten hatte sein Tücken. Beobachtete man Mutter und Kind mal eine Weile, bemerkte man, das Letzteres auf dem Schoß ständig beachtet und beschäftigt werden wollte. Ein Beispiel bildete in unserem Fall Maria mit Ayla. Erst musste das richtige Essen gefunden werden und dann wollte die Kleine ein Buch vorgelesen bekommen. Versuchte Maria mit anderen Eltern ins Gespräch zu kommen, machte sich Ayla nach kurzer Zeit bemerkbar und reagierte ungehalten, wenn sie nicht die nötige Aufmerksamkeit bekam. Auch hier merkte ich Stressanzeichen bei Maria, die sie sich natürlich nicht anmerken lies, ihre Kleine sei doch einfach ein total süßer Goldschatz, wie konnte man ihr nur böse sein? Schwierig wurde es allerdings dann, wenn Maria mal auf die Toilette gehen wollte. Maria und Kathrin waren schon sehr lange befreundet und auch Ayla kannte Kathrin gut. So wollte Maria ihre Tochter kurz bei Kathrin zwischenparken. Doch die Rechnung ging nicht auf. Ayla brüllte wie am Spieß, wo selbst die ruhigen, erklärenden Worte der langsam etwas genervt wirkenden Maria auch nicht helfen wollten. Selbst der Schnuller brachte keine Erlösung. Also, musste die Kleine mit auf die Toilette.
Der Eigenbrödler
Zuvor habe ich ja schon ein bißchen von Kathrin und ihrem Sohn Jonas geschrieben. Er spielt gerne für sich in seiner Spieleecke, geht kaum auf Entdecker Tour und hört oft auf die Worte seiner Eltern. Mensch muss das entspannt sein, dachte ich. Aber auch hier muss man mal einige Zeit hinter die Fassade blicken.
Jonas beschäftigte sich bei dem besagtem Treff wirklich sehr lange und friedlich in seiner Spieleecke. Vorzugsweise mit Bagger und Trecker. Doch näherte sich ihm ein anderes Kind und wollte mitspielen - reagierte er zickig und verschanzte sein Spielzeug in seinem Schoß. Kathrin bemerkte das kaum und sagte dazu nichts. Problem war nur, dass Jonas extrem viele Baufahrzeuge hatte, die nicht alle in seinen Schoß passten, so dass sich immer wieder ein Kind den ein oder anderen Trecker schnappen konnte. Jonas schoss wie eine Rakete hinterher und entwand dem Kind das besagte Spielzeug. Man wird es kaum glauben, aber es gab dann natürlich auch Kinder, die sich einen Spaß aus Jonas Verhalten machten und mit Absicht ihm die Sachen wegnahmen. Nach lautem Gebrüll wurde auch Kathrin auf ihren Sohn aufmerksam und tröstete ihn.
“Ach Jonas. Du musst auch mal teilen können.“
Doch der Kleine sah es nicht ein und sammelte sein Hab und Gut in eine Kiste ein und stellte sie ins Regal. Bockig setzte er sich davor, das kein Kind daran kam. Kathrin zuckte kurz mit den Schultern und meinte nur.
„Ach das lernst du noch.“
Mit den Worten ging sie wieder zum Tisch und nahm ihre Gespräche mit den anderen Muttis auf. Jonas achtete indessen genau auf seine Kiste und holte sich nach kurzer Zeit nur einen Trecker und einen Bagger raus und spielte alleine für sich weiter.
Die anderen Kinder waren irritiert und langweilten sich nach kurzer Zeit. Einige Mütter hatten vorgesorgt und eigenes Spielzeug mitgebracht.
Na, habt ihr den ein oder anderen Charakterzug Eurer Lieblinge hier wieder entdeckt?
Man sollte jedes Kind so nehmen wie es ist. Ob wild und neugierig oder ruhig und zurückgezogen. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Jede Familie tickt anders.
Wenn Ihr noch Ideen für weitere Charaktertypen habt, gerne her damit 😉